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NSA: Günther Jauch und das Snowden-Interview

erschienen in der Kategorie Alltag, am 27.01.2014
Schnatterente
Gestern Abend war ja mal wieder großer NSA-Themenabend im ARD.

Anlass dafür war, dass es dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen gelungen ist, zu Edward Snowden nach Moskau vorzudringen und den Whistleblower in einem Hotel zu interviewen.

Vor der Ausstrahlung des besagten Interviews widmete sich Günther Jauch in seiner Talkshow dem Thema. Geladen waren mal wieder die üblichen Verdächtigen, die das ARD irgendwie jedes Mal einlädt, wenn es um die NSA und um Edward Snowden geht: John Kornblum (Ex-US-Botschafter), Marina Weisband (Piratenpartei), Hans-Christian Ströbele (Bündnis 90/Die Grünen), Julian Reichelt (Chefreporter der "Bild"-"Zeitung") und natürlich Hubert Seipel (NDR), der das Interview mit Snowden führte.

Die Diskussion in der Talkshow war wenig überraschend. Herr Kornblum hat mal wieder versucht alles herunterzuspielen und sämtliche Fakten zu negieren. Der Mann ist so eine Art amerikanischer Pofalla, stets bemüht die NSA-Affäre zu beenden. Natürlich hat er sich damit wieder mal nicht viele Freunde gemacht, abgesehen von dem Vertreter der Zeitung mit den vier großen Buchstaben. Der vertrat nämlich die Auffassung, dass Snowden vor allem Schaden angerichtet hat und die Sicherheit der Menschen gefährdet. Zum Meinungsbild der anderen anwesenden Gäste muss man nicht viel sagen, die bewiesen allesamt etwas mehr gesunden Menschenverstand und weniger Lobbyismus-Prägung. Es wurden die seit Monaten üblichen Anschuldigungen und Forderungen in den Raum gestellt: Die Geheimdienste sind außer Kontrolle; die Geheimdienste verstoßen gegen Gesetze und belügen die Politiker; Asyl für Snowden ...

So fad wie die Günther-Jauch-Sendung war letzten Endes auch das Snowden-Interview. Herr Seipel fragte recht viel über Snowdens Vergangenheit und seine Beweggründe, wirklich viel Neues über die Machenschaften der NSA fand er so nicht heraus.

Insgesamt kann man sagen, dass man da eine gute Chance ziemlich vergeigt hat und dass dann hinterher auch noch die Veröffentlichung in die Hose ging.

Schon während Günther Jauchs schnöder Talk-Runde haben bestimmt sehr viele Zuschauer zu RTLs Dschungelcamp oder anderen Sendungen gewechselt, weil sie das Gelaber mancher Gäste nicht mehr ausgehalten haben. Überhaupt mag man sich fragen, warum das ARD ein derart brisantes Interview ausgerechnet zeitgleich mit der genannten Dschungel-Freak-Show ausstrahlt - deren Einschaltquote ist ja hinreichend bekannt.

Unterm Strich wirkt die ganze Aktion so, als habe das öffentlich-rechtliche Fernsehen nur mal beweisen wollen, dass es imstande ist, an Edward Snowden heranzukommen - vielen gelingt das ja nicht. Leider ist bei der Sache nicht viel rausgekommen und das Interview kann man der nicht-deutschsprachigen Weltbevölkerung nicht mal zeigen, weil dem NDR, aus Gründen, die keiner so richtig versteht, keine Rechte an der englischsprachigen Version vorliegen. Fail.

Update: Der NDR hat gerade bekannt gegeben, dass die englische Version des Interviews nun doch noch veröffentlicht werden soll.

Geschnatter

3 Kommentare, selbst mitschnattern << < Seite 1/1 > >>
Andreas, am 27.01.2014 um 16:50 Uhr
Der Kornblum hält glaube alle Deutschen für ziemlich doof.
Anonym, am 27.01.2014 um 19:45 Uhr
@Andreas.
Das ist das Problem: In dieser Debatte hält jeder jeden für ziemlich doof.
Heinz, am 28.01.2014 um 06:38 Uhr
@Anonym
Ich denke, dass die allgemeine resignation das größere Problem ist