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Deutsche wollen mehr Videoüberwachung

erschienen in der Kategorie Alltag, am 23.12.2012
Schnatterente
Aus einer Deutschlandtrend-Umfrage des ARD Morgenmagazins geht hervor, dass 81% der Deutschen für eine stärkere Videoüberwachung an Bahnhöfen und öffentlichen Plätzen sind. Nur 18% der Befragten lehnen einen Ausbau der Überwachungsmaßnahmen ab. Diese Zahlen begründen sich wohl vor allem in den Ereignissen der letzten Woche, als am Bonner Hauptbahnhof eine gezündete, aber nicht explodierte Bombe gefunden wurde.

Aus meiner Sicht passiert hier gerade das gleiche wie schon vor Jahren in Großbritannien und den USA. Wann immer irgendwas in die Luft fliegt, sich Terroristen selbst sprengen oder ein Flugzeug entführt wird, sorgt die Berichterstattung der Medien dafür, dass die Bevölkerung für Überwachungsmaßnahmen sensibilisiert wird. Das eigene Freiheitsbewusstsein rückt immer mehr in den Hintergrund und zur Freude von Polizei und Geheimdiensten nehmen die Menschen es freiwillig hin, dass sie permanent beobachtet oder gar abgetastet oder in irgendeiner Weise durchleuchtet und gescannt werden.

Dabei bringt eine verstärkte Überwachung oft recht wenig, sie kostet nur unglaublich viel Geld. Statistiken und Studien zeigen, dass weder eine flächendeckende Videoüberwachung, wie es sie beispielsweise in London gibt, zu einer bemerkenswert höheren Aufklärungsquote von Verbrechen führt, noch die Speicherung von Handy- und Internet-Verbindungsdaten. Man hat oft dein Eindruck, dass die Behörden geradezu vom Thema Überwachung besessen sind und die Polizei nach immer neuen Spielzeugen schreit. So ist es auch kaum verwunderlich, dass auf deutschen Straßen Leute rumlaufen, die T-Shirts tragen, auf denen das Gesicht Wolfgang Schäubles zu sehen ist, gemeinsam mit dem Aufdruck "Stasi 2.0" (auch wenn Herr Schäuble schon längst nicht mehr Innenminister ist).

Noch weniger verblüffend ist es aus meiner Sicht, dass immer mehr Menschen zu Verschwörungstheoretikern werden und die Ereignisse, die zur Überwachung geführt haben, infrage stellen, seien es die vielen Ungereimtheiten um den 11. September oder eben die vereitelten Anschlagsversuche hier in Deutschland.

In der Tat muss man doch die Frage stellen, warum die Menschen überhaupt mehr Überwachung wollen. Mal vollkommen davon abgesehen, dass ich nicht daran glaube, dass mehr Videokameras einen psychisch gestörten Attentäter aufhalten können, war es doch in den vergangenen Jahren hierzulande so, dass es kaum Anschlagsversuche gab und wenn dies doch der Fall war, hat es die Polizei auch mit den bisher verfügbaren Mitteln geschafft, sie zu verhindern. Dazu kommt noch, dass wir in Deutschland scheinbar die verblödetsten Terroristen der ganzen Welt haben, denn offenbar sind sie ja nicht in der Lage, überhaupt eine funktionierende Bombe zu bauen. Meistens verhalten sie sich so naiv, dass sie schon Monate vor dem geplanten Anschlag unter Beobachtung stehen oder gar die Materialien für Ihre Bomben von Fake-Händlern des BKA kaufen.

Auch hier würden Verschwörungstheoretiker wohl wieder die Frage in den Raum stellen, wie realistisch das wohl ist, dass die Terroristen alle derart unfähig sind und ob es nicht doch viel wahrscheinlicher sei, dass eine Regierungsorganisation hinter allem steckt. Eine, die nicht so weit geht, wirklich etwas in die Luft zu sprengen, die aber zumindest Angst in der Bevölkerung schürt, indem sie immer wieder Geschichten um vereitelte oder fehlgeschlagene Anschläge inszeniert.

Soweit würde ich zwar nicht gehen, aber ich prangere den Ausbau der Überwachungstechnologie dennoch an. Denn er ist rational betrachtet vollkommen unverhältnismäßig und auch unökologisch. Unsere Überwachungsbehörden waren auch bisher immer in der Lage Schlimmeres zu vermeiden. Die oben genannten Beispiele zeigen, dass ein massiver Ausbau der Überwachung keine nennenswerten Vorteile bringt. Dafür sind es aber Millionen oder gar Milliarden an Steuergeldern, die dafür verschwendet werden. Außer den Herstellern der Geräte, den Energieversorgern und Überwachungsfetischisten in den Behörden, bringt das niemandem etwas. Im Gegenteil, es schränkt das Freiheitsbewusstsein vieler Menschen ein, wenn sie permanent das Gefühl haben müssen, von irgendjemandem beobachtet zu werden. Nebenbei bemerkt können die Kameras auch zu einem Sicherheitsrisiko werden, wenn sie nicht gegen Angriffe abgesichert sind.

Leute mit kranken Ideen und irre Attentäter wird es wohl leider immer geben, aber mehr Kameras können dieses Problem auch nicht lösen. Wir sollten uns weniger der Panik und Verzweiflung hingeben, denn das gehört sicher auch zu dem, was Terroristen erreichen wollen, als uns darüber zu freuen, dass es uns hier in Deutschland, was dieses Thema angeht, bisher doch recht gut ergangenen ist. Eine hundertprozentige Sicherheit kann und wird es nie geben und wer wirklich von ihr träumt, sollte sich der Frage hingeben, um welchen Preis sie erreicht werden kann. Ich empfehle dahin gehend die Bücher bzw. Filme 1984, Matrix und Equilibrium.

Geschnatter

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