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Smartphone Totalüberwachung: Android/iOS-Spionage Apps

erschienen in der Kategorie Android, am 10.12.2013
Schnatterente
Es gibt Smartphone-Anwendungen, bei denen wird einem als Datenschützer schon schlecht, wenn man nur die Beschreibung liest.

Ein Freund von mir betreibt einen Android-Blog und erhielt kürzlich eine Anfrage, ob er nicht Interesse daran hätte, einen (bezahlten) Artikel über eine App namens "StealthGenie" zu schreiben. Nachdem er sich angeschaut hatte, was diese App tut, lehnte er die Anfrage ab, weil er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann, für Schnüffel-Apps Werbung zu machen.

Die besagte Anwendung ist eine Spionage-App für Android-Smartphones sowie iPhones. Laut dem Werbevideo auf der Startseite des Herstellers muss man sich nur einmal Zugang zum zu überwachenden Mobiltelefon verschaffen, um das Programm zu installieren. Danach überträgt die Schnüffel-App sämtliche auf dem Telefon vorgenommenen Aktivitäten zum Server des App-Herstellers, von wo aus man sie als zahlender Kunde abrufen kann. Das Opfer bekommt von alledem nichts mit und sieht auch nicht, dass eine Anwendung installiert wurde.

StealthGenie ist laut Herstellerangaben ein allumfassendes Überwachungspaket. Man kann Telefonate mithören und aufzeichnen, SMS- und E-Mail-Inhalte einsehen, What's App Chatverläufe lesen, SMS-Nachrichten umleiten, den Aufenthaltsort der Zielperson in Echtzeit verfolgen und aufzeichnen, auf das Adressbuch, Termine, Lesezeichen, Fotos, Videos und sonstige Dateien zugreifen, den Browserverlauf anschauen, und vieles mehr.

Wem bei dieser Liste in ethischer und moralischer Hinsicht nicht schlecht wird, dem empfehle ich den Besuch eines guten Therapeuten. Zweifelsfrei ist der Einsatz dieser Software laut deutschem Recht auch illegal. Verkauft wird sie aber dennoch, und das scheinbar nicht zu knapp. Glaubt man den Angaben des Herstellers, so hat dieser weltweit bereits über 100.000 Kunden.

Und StealthGenie ist kein Einzelfall. Es gibt viele derartige Apps zur Überwachung von Smartphones. Andere Beispiele hören auf Namen wie SpyEra, mSpy, MobileSpy, MobileStealth, PhoneSheriff, FlexiSpy, Spector Soft, Highster Mobile und SpyBubble.

Sensible Personendaten auf Servern im Ausland

Unabhängig von den rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen, stellt sich natürlich auch die Frage, was die App-Hersteller mit den erfassten Daten noch so alles anstellen. Die NSA-Berichterstattung der letzten Monate hat uns gezeigt, dass sich selbst große Firmen wie Google, Twitter und Facebook nicht dem Daten-Zugriff der US-Behörden entziehen können. Vermutlich sieht es hier nicht anders aus. Und auch Kooperationen mit Werbefirmen sind in dieser Branche sicher attraktiv.

Android und iOS sind angreifbar

Dass Apps in dieser Form existieren und funktionieren, zeigt viele Probleme auf. Sowohl Googles Open-Source-Betriebssystem Android als auch Apples iOS sind sehr unsichere Betriebssysteme. Was die genannten Apps können, das praktizieren mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Geheimdienste (teils ungeachtet der gesetzlichen Grundlagen). Anti-Viren-Apps und Firewalls können unter Umständen (einen begrenzten) Schutz bieten. Dies setzt aber immer voraus, dass die Hersteller die Bedrohungen erkannt und in ihre Erkennungslisten aufgenommen haben. Außerdem müssen die Apps selbst so gut geschrieben sein, dass sie sich von der Schadsoftware nicht einfach aushebeln lassen.

Smartphones sind die besten Wanzen, die jemals entwickelt wurden. Und dies ist ein bitterer Fakt, der Kriminellen ebenso in die Hände spielt, wie auch Geheimdiensten und der Industrie. Die Leidtragenden in diesem Spiel sind die Verbraucher, die in einer Gesellschaft leben müssen, in der man bald nichts und niemandem mehr über den Weg trauen kann.


Geschnatter

19 Kommentare, selbst mitschnattern << < Seite 1/3 > >>
Anonym, am 10.12.2013 um 03:14 Uhr
Zurück zum Nokia 3310. Problem gelöst!
Justus, am 10.12.2013 um 06:23 Uhr
Ich frage mich gerade, ob sich das Zeug mit der Android Firewall aufhalten lässt? Als Anwendung erscheint es da ja nicht in der Whitelist. Hinter was versteckt es sich? "Kernel"? "Android System"?
Freiheit, am 10.12.2013 um 14:49 Uhr
Sind die Apps wirklich nicht auffindbar oder liegt es eher daran das man nicht geziehlt danach sucht.

Kein OS ist absolut sicher, das stimmt schon aber übertreiben sollte man es mit der Angst auch nicht, ansonsten musst du auf alle Phones verzichten, auch auf das von Anonym genannt 3310.

Bevor man die App nicht selber untersucht hat, kann man schwer sagen wie versteckt sie wirklich ist. Auf Herstellerangaben würde ich da nicht vertrauen.

Ansonsten hast du Recht, aus moralichen Gründen sollte es solche Apps nicht geben.


Antwort: Ja, da hast du natürlich recht - man müsste es erst einmal genauer analysieren. Ich selbst hätte auch großes Interesse daran, mir mal ein betroffenes Telefon näher anzuschauen. Als Prozess taucht das Ding bestimmt irgendwo auf. Und eventuell lässt es sich wirklich schon mit einfachen Mitteln, wie der Android Firewall, aushebeln.

Die vom Hersteller aufgeführten Features lassen vermuten, dass sich das Ding root-Rechte verschafft (vlt. via Zergrush-Exploit o.ä.).
Anonym, am 11.12.2013 um 22:41 Uhr
Ich kann mir nicht mal vorstellen, dass DAS in den USA legal ist?
PacWhite, am 16.12.2013 um 17:11 Uhr
Ich arbeite als App-Entwickler und muss sagen solche Apps sind worbei auch Moralisch Verwerflich ein meisterwerk Menschlichem Idealismus. Kontrollieren wo es geht.. ich möchte nicht wissen wie es ist bei dieser SpionageFirma zu arbeiten.

- Aber ich denke das ein 3310 doch schon einige Probleme lösen kann. Ziemlich Viele. Z.b die Sucht von den Jüngeren heute jeden Tag an WhatsApp und Facebook zu hängen ...
Alex, am 18.01.2014 um 09:20 Uhr
@PacWhite:
Warum ist das denn ein "Meisterwerk des menschlichen Idealismus"?
Clemens, am 23.01.2014 um 23:08 Uhr
Gestört. Einfach nur gestört.