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Dshini.net: wie man Nutzer vergrault

erschienen in der Kategorie Webdesign, am 05.08.2013
Schnatterente
Vor einer Weile hatte ich mal über Dshini.net berichtet, eine Online-Community, in der man sich sogenannte "Dshins" verdienen kann, für die man, wenn man lange genug gesammelt hat, echte Waren bekommt. Ich fand das Projekt damals vor allem aus der Webdesign-Sicht sehr interessant, da die Webseite sehr viele Tricks einsetzt, um möglichst hohe Werbeeinnahmen zu erzielen.

Wie ich, nicht zuletzt aus den neueren Artikelkommentaren und einigen E-Mails, mitbekommen habe, hat sich bei Dshini.net seitdem einiges getan. Das Thema bietet jetzt wieder Raum für Diskussionen. Und zwar nicht wegen der effektiven Online-Vermarktung, sondern weil die Seitenbetreiber einfach mal entschieden haben ihr Geschäftsmodell zu ändern und damit sehr schön zeigen, wie man nicht mit seinen Usern umgehen sollte und wie man ein gut laufendes Projekt langfristig gesehen gefährdet oder gar kaputtmacht.

Was geschehen ist? Dshini.net will zukünftig mehr Gewinn machen und hat daher beschlossen, den Dshini-eigenen "Marktplatz" weiter auszubauen. Das klassische Wunschsystem, bei dem sich die Nutzer Produkte in Partnershops, wie zum Beispiel Amazon, aussuchen und erspielen konnten, fällt dafür weg. Die meisten Dshini-Nutzer ärgern sich sehr über diese Entwicklung. Viele haben seit Monaten, oder gar Jahren tagein tagaus Dshins gesammelt, um sich einen bestimmten Wunsch zu erfüllen. Manch ein User hatte seinen Wunsch sogar schon vor drei Monaten fertig erspielt, doch er wird den Artikel nie bekommen.

Über die letzten Monate hinweg haben die Betreiber das Wunschsystem einfach online stehen lassen, aber das Erfüllen von Wünschen eingestellt. Nun haben sie die Komponente von der Webseite entfernt. Zwar haben die Nutzer die erspielten Dshins wieder auf ihr Benutzerkonto gebucht bekommen, doch nützen tun sie ihnen nicht mehr viel, denn in Dshinis eigenem Marktplatz gibt es bisher nur ein sehr eingeschränktes Angebot. Einerseits handelt es sich um Artikel, die andere Nutzer für Dshins verkaufen - damit startet Dshini einen recht gewagten Versuch, Größen wie eBay und DaWanda Konkurrenz zu machen - andererseits stellt der Betreiber selbst nun neuwertige Artikel ein, um mehr vom eigenen Kuchen abzubekommen. Das Angebot ist aber (bisher) marginal. Wer einen spezielleren Wunsch hat, wie ein bestimmtes Kleidungsstück oder irgendetwas anderes, was man früher problemlos über Amazon bekommen hätte, kann lange darauf warten, bei Dshini fündig zu werden.
(Twilight-DVDs sind aber zu haben. :-D)

Zwar zieht Dshini es auch in Betracht zukünftig Amazon-Gutscheine anzubieten, allerdings wird dafür wohl eine Gebühr von 30% berechnet. Wer also einen Gutschein im Wert von 50 Euro haben möchte, muss dafür Dshins im Wert von 65 Euro zahlen. In Anbetracht der Tatsache, dass die erspielten Dshins (vermutlich) nur einen kleinen Teil dessen ausmachen, was der Betreiber höchstwahrscheinlich mit den Werbeeinblendungen verdient, erscheint dieses Vorgehen vielen Nutzern einfach nur frech und dreist.

Nun könnte man natürlich argumentieren, die Webseite sei nun mal Dshinis Kapital und als gewinnorientiertes Unternehmen ist es deren gutes Recht neue Wege einzuschlagen. Das stimmt auch in einem gewissen Maße, allerdings finde ich es schon nennenswert und beispiellos, wie dieses Unternehmen mit seinen Nutzern, oder sagen wir doch Kunden umgeht. Es scheint als wären den Mitarbeitern der Dshini UG deren Wünsche und Meinungen schlicht egal. Wirklich viele Nutzer haben sich über die Abschaffung der Wunschfunktion beschwert. Ein Unternehmen, dem etwas an seinen Kunden liegt, hätte die eigenen Pläne daraufhin infrage gestellt und angefangen nach einer besseren Lösung zu suchen, mit der man die breite Masse weniger vergrault. Doch Dshini ignoriert Kritik nicht nur, sie wird auch bestraft. So findet man im Netz eine recht große Anzahl an Meldungen ehemaliger Dshini-User, die nach ihrer Beschwerde einfach gelöscht wurden. Auf der Facebook-Seite von Dshini kann man beobachten, wie alle kritischen Kommentare unbeantwortet nach wenigen Minuten entfernt werden. Hagelt es zu viel Kritik, wird sie erst einmal wieder für einige Tage auf offline gestellt, bevor sie bereinigt und mit bunten Bildchen oder einem Mini-Gewinnspiel bestückt wieder öffentlich verfügbar gemacht wird. Kritikfähigkeit sieht anders aus.

Kurzum: Aus meiner Sicht ist dieses gewinn- aber nicht kundenorientierte Verhalten unseriös. Es könnte der Anfang vom Ende sein. Die Zukunft wird zeigen, wie viele Nutzer der Seite treu bleiben und wie viele sich (vielleicht nachdem sie ihre noch vorhandenen Dshins für irgendetwas ausgegeben haben) für immer abmelden werden.

Falls es mit der Webseite zu Ende geht, ist das zwar in gewisser Weise auch schade, weil das alte Dshini-Modell manchen Leuten viel Freude bereitet hat, doch irgendwo ist es auch fair. Vielleicht greift ja jemand anderes die ursprüngliche Geschäftsidee auf und baut ein neues und transparenteres System auf - ich denke in dem Bereich ist durchaus Geld zu machen.

Allen erfolgreichen Webmastern da draußen kann ich nur raten: Passt auf, dass euch der Erfolg nicht zu Kopf steigt - unzufriedene User sollte man nie unterschätzen. Sonst hat es sich vielleicht bald ausgedshint.


UPDATE 07.08.2013: Ralf, laut eigener Aussage ein Gründungsmitglied von Dshini, hat den Artikel (mehrfach) kommentiert. Bitte nehmt seine Stellungnahme zur Kenntnis, nur so ist ein sachlicher Dialog möglich.

Der Fairness wegen möchte ich hier auch noch mal darauf hinweisen, dass es sich bei diesem Artikel um eine Meinungsäußerung handelt, welche subjektive Eindrücke und Sichtweisen enthält. Also lest auch das, was Dshini dazu zu sagen hat und bildet euch eine eigene Meinung zum Sachverhalt.

Geschnatter

184 Kommentare, selbst mitschnattern << < Seite 2/27 > >>
Tobias C., am 05.08.2013 um 21:03 Uhr
Lieber Tobias R.
Wer sich für Jahresabschlüsse interessiert findet diese auch für Dshini. 2 Minuten Google anwerfen und schon findet man die offizielle Seite auf der ALLE Jahresabschlüsse stehen und nicht nur von Dshini
Franzi, am 05.08.2013 um 21:15 Uhr
Man sammelt doch nicht ewig um sich dann zu löschen. Ich werf denen da nix in den Rachen sorry, vielleicht vorher mal nachdenken was man so tippert ;)
Anonym, am 05.08.2013 um 21:19 Uhr
Trötenöggel,wir sind halt nicht solche Arschkriecher!! Ich hab Haufenweise Dshins erspielt damit ich dann nun Unnütziges Zeugs in MP Kaufen kann.Danke auch!
icke, am 05.08.2013 um 21:32 Uhr
Löschen und sperren sind die lieblings beschäftigungen bei Dshini...darum bleibt auch keine zeit auf fragen zu antworten weshalb man gesperrt wurde...sehr armsehlig
tobi, am 05.08.2013 um 21:45 Uhr
Eine Facebookseite hat schon zugemacht weil Dshini angekündigt hat zu klagen. Argument war wohl, dass man den Namen nicht einfach irgendwo hinschreiben darf.
Antwort: Da beruft sich Dshini wohl auf § 14 Absatz 2 MarkenG. Der Betreiber der Facebook-Seite wird wohl Angst bekommen und sie deswegen geschlossen haben.

Da mich das ja dann genauso treffen könnte, habe ich das jetzt mal, bezogen auf meine Webseite, von zwei Juristen prüfen lassen. Die rechtliche Lage ist da wohl eindeutig. Es handelt sich um eine Meinungsäußerung und das Markenschutzrecht findet hier keine Anwendung, da ich nicht gewerblich, sondern privat agiere und den Namen der Firma nicht einsetze, um irgendetwas zu verkaufen. Bei der Facebook-Seite wird sich das wohl rechtlich ähnlich verhalten (denke ich - bin kein Jurist).

Auch sonst darf eine Firma wohl nicht gegen Meinungsäußerungen und Kritik vorgehen, solange es sich nicht um Schmähkritik handelt. Wenn man aber nicht beleidigend wird und keine Einzelpersonen öffentlich beschuldigt oder beschimpft, ist dies nicht gegeben.

Übrigens ist die Tatsache, dass ich erst mal einen juristischen Rat dazu haben wollte, der Grund dafür, dass ich den Firmennamen zwischenzeitlich zensiert hatte. Per E-Mail wurde ich jetzt schon mehrfach gefragt, ob Dshini mir auch gedroht habe. Diesem Gerücht will ich hiermit ausdrücklich widersprechen. Bisher hat sich von der Dshini UG niemand bei mir gemeldet. Sollte sich daran etwas ändern, werde ich es öffentlich machen (über den Blog oder Kontakte zu Medien mit mehr Reichweite).
Anonym, am 06.08.2013 um 00:08 Uhr
@Trötenöggel: hast du noch was zum guten Beitrag zu sagen, oder willst du nur trollen? Im übrigen kann ich dem Verfasser nur zustimmen. Genauso ist es momentan bei dshini.net Wer mit dieser Wahrheit nicht umgehen kann ist halt nicht kritikfähig.
Bobbers, am 06.08.2013 um 08:57 Uhr
@Trötenöggel
Es geht hier um die Bewertung der Seite und nicht um die Löschung von Accounts!!!

Selber muss ich sagen, die Seite war Anfangs spannend und man hatte eine wirkliche Sucht die Aufgaben zu erledigen. Dies ist aber vorbei seitdem die Seite ein Verhalten an den Tag legt welches schon gewisse Grenzen überschreitet! Dazu gesellt sich ein Starwars geschädigter Lampengeist (Admin), der Kritik völlig verdreht oder nicht zu dieser fähig ist, usern droht oder diese dann sofort löscht!
Die Kommunikation ist ebenso ein Witz, wochenlang wusste kein Mensch was mit den Wünschen ist bzw man erfuhr es zufällig das es umgestellt wird. Man wurde immer wieder hingehalten, sehr kundenfreundlich! Die Umstellung auf den Marktplatz ist für mich ein Witz, Produkte werden bei Amazon eingekauft und dann Angeboten. Die Auswahl ist sehr bescheiden...den Rest den es dort gibt ist Hausmüll von Usern die Ihren gebrauchten Schrott in Form von, gebrauchter Kleidung, Spielzeug usw, loswerden wollen! Auf versprechen das sich Shops dort ansiedeln werden, kann man vermutlich lange warten. Aussagen eines dort sehr aktiven Admins sind vermutlich nicht die Buchstaben wert, die dort geschrieben sind! Schade! War mal eine lustige Seite....

Bye Bye Ds...