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Im Ausland und unterwegs kostenlos telefonieren

erschienen in der Kategorie Android, am 05.04.2015
Schnatterente
Wenn man im Ausland zum Handy greift, wird das, aufgrund der anfallenden Roaming-Gebühren, oft ziemlich teuer. Ist man in Europa unterwegs, bieten die meisten Anbieter diverse Buchungsoptionen an, mit denen man noch zu halbwegs bezahlbaren Konditionen telefonieren kann. Reist man aber weiter weg, zum Beispiel in die Vereinigten Staaten, nach Australien oder China, so kann man seinen heimischen Anbieter quasi direkt vergessen. Die Roaming-Gebühren sind von dort aus so unverschämt hoch, dass sich jeder vernünftige Mensch lieber gleich eine Prepaid-SIM-Karte bei einem lokalen Anbieter kauft.

Je nachdem, in welchem Land man unterwegs ist, ist aber auch diese Lösung nicht gerade preiswert. Und so stellt sich die Frage, ob das nicht billiger geht?

Die Antwort auf diese Frage lautet in vielen Fällen ja – nämlich dann, wenn man Zugriff auf eine Internetverbindung hat und ein paar technische Voraussetzungen erfüllt sind.

Gerade in industrialisierten Ländern wie den USA findet man relativ leicht kostenlos zugängliche WLANs, sei es im Café, im Fast-Food-Restaurant oder auch im Hotel.
Wer ein drahtloses Netz aufgetan hat, kann in der Regel kostenlos oder zumindest zu preiswerten Konditionen über das Internet telefonieren. Die folgenden Varianten dies zu tun, werde ich grob umreißen:
(Wer detailliertere Informationen bzw. Anleitungen sucht, wird diese mithilfe der passenden Suchbegriffe leicht finden. Und falls nicht, einfach fragen!)

Skype und Co.

Die Variante ist zwar ziemlich trivial, dennoch sei sie hier genannt: Mit Internet-Telefonie-Programmen und -Apps, wie zum Beispiel Skype, kann man kostenlos nach Hause und in alle Welt telefonieren (ggf. sogar mit Videoübertragung). Der Haken an dieser Variante ist, dass der anzurufende Teilnehmer natürlich ebenfalls die passende Software benötigt und online sein muss. Anrufe auf Festnetztelefonnummern und Handys sind zwar möglich, kosten aber Geld.

Telefonieren über SIP-Anbieter (z. B. Sipgate)

Eine andere (zumeist nicht ganz kostenlose, aber zumindest kostengünstige) Möglichkeit, um den Kontakt nach Hause zu halten, ist die Verwendung eines SIP-Anbieters, wie zum Beispiel "Sipgate".

SIP steht für "Session Initiation Protocol". Dabei handelt es sich um einen Standard zum Aufbau von Kommunikationsverbindungen über Computernetzwerke bzw. das Internet. Die meisten Leute haben von SIP noch nie etwas gehört, benutzen es aber fast täglich, da heutzutage die meisten "Festnetz"-Telefonate über die Internetverbindungen von Voice-over-IP-fähigen DSL-Routern geführt werden. Dabei kommt SIP zum Einsatz. (Oft spricht man auch von "IP-Telefonie" und meint damit SIP.)

Es gibt inzwischen eine Vielzahl von SIP-Anbietern, bei denen man für (mal mehr, mal weniger viel) Geld einen Log-in und eine Festnetz-Telefonnummer bekommt. Mit den Zugangsdaten kann man dann quasi von überall aus telefonieren. Man kann die SIP-Telefonnummer in seinen heimischen Router einprogrammieren, oder – und hier wird es interessant, wenn man im Ausland unterwegs ist – die Nummer direkt ins Smartphone eintragen und dieses als mobiles Festnetztelefon benutzen. (Wer kein Smartphone aber einen Laptop mit dabei hat, findet auch hierfür passende Open-Source- und Freeware-Programme.)

Android unterstützt die Eintragung von SIP-Telefonnummern seit der Version 2.3 ("Gingerbread"). Für ältere Geräte oder für solche, bei denen der Hersteller die Funktion abgeschaltet hat, gibt es passende Apps. Als sehr praktikabel hat sich hier das kostenlos erhältliche Programm "CSipSimple" herausgestellt, das man einfach über Googles Play Store installieren kann. Das Programm bringt eine Vielzahl an auswählbaren und für die meisten Szenarien passenden Voreinstellungen mit, kann aber auch bis ins kleinste Detail per Hand konfiguriert werden (was etwas technisches Know-how voraussetzt).

Einer der größten SIP-Anbieter in Deutschland ist die Firma Sipgate. Als Privatkunde kann man bei Sipgate zum Beispiel den "Basic"-Tarif buchen. Damit kostet jede Gesprächsminute 1,79 Cent. Es gibt keine Grundgebühr und keinen Mindestumsatz. Gezahlt wird im Voraus per Prepaid.
Warum ich Sipgate hier namentlich nenne, hat einen Grund: Die Firma hat schon seit Jahren ein Kunden-werben-Kunden-Programm. Als registrierter Sipgate-Nutzer kann man einem Freund eine Einladungsmail senden, welche einen personalisierten Link enthält. Nutzt der Empfänger diesen Link zur Anmeldung bei Sipgate, erhält er 333 Freiminuten auf seinem neuen Konto gutgeschrieben.
Der Haken an der Sache: Die geschenkten Freiminuten sind nur einen Monat lang gültig. Das ist zwar ein bisschen schade, aber dennoch kann man dieses System natürlich gut nutzen, um zumindest in einem Urlaub kostenlos zu telefonieren.
Die Anmeldung sollte man dann aber in jedem Fall einige Tage vor Reiseantritt machen, da es vorkommen kann, dass Sipgate zur Vergabe der Festnetznummer erst die Adresse überprüfen muss (falls das nicht online funktioniert, bekommt man einen Brief von der Bundesnetzagentur zugeschickt, um die Korrektheit der Anschrift zu überprüfen).

Wer eine Sipgate-Einladungsmail haben will, um die 333 Freiminuten zu erhalten, kann den Artikel einfach kommentieren (E-Mail-Adresse angeben!) oder mir eine E-Mail senden, ich schicke dann eine Einladungsmail über meinen Sipgate-Account raus.

Fritz!Box / Router VPN: von Überall aus über die eigene Festnetznummer telefonieren

Die aus meiner Sicht schönste Telefonie-Variante für unterwegs ist die Benutzung eines VPNs, um von der Ferne aus über die heimische Festnetznummer zu telefonieren.

Dafür ist ein VPN-fähiger Router nötig, welcher zudem in der Lage sein sollte, Software-Telefonie via SIP zu ermöglichen.
Viele moderne (DSL-) Router ermöglichen die Bereitstellung eines VPN-Tunnels, über den man sich von überall aus (mit dem Laptop oder Smartphone) in sein heimisches, lokales Netzwerk einwählen kann. Über das VPN kann man auf alle daheim gelassenen Netzwerkgeräte (PCs, Festplatten, usw.) und auch auf den Router selbst zugreifen. (Falls man keinen VPN-fähigen Router hat, kann man den VPN-Zugang auch über ein anderes Gerät im lokalen Netz und entsprechende Portweiterleitungen ermöglichen.)
Um die Erreichbarkeit des Routers bzw. des VPNs auch bei wechselnden IP-Adressen zu gewährleisten, kann man mit dynamischem DNS arbeiten, Details hierzu gibt es in diesem Artikel.

SIP wird in VOIP-Routern nicht nur genutzt, um die Telefonie nach außen hin abzuwickeln. Viele Router sind auch in der Lage, selbst SIP-Accounts für die Anbindung von lokalen (Software-) Telefoniegeräten bereitzustellen. Somit können neben kabelgebundenen und schnurlosen DECT-Telefonen auch PCs oder Smartphones genutzt werden, um über das Festnetz zu telefonieren.
Die Umsetzung erfolgt in gleicher Weise, wie sie schon im letzten Abschnitt beschrieben wurde: Die SIP-Zugangsdaten werden in Telefonieprogrammen oder Apps (z. B. CSipSimple oder direkt in Android) eingepflegt und wann immer das mobile Endgerät eine Netzwerkverbindung zum Router hat, kann es für die Festnetztelefonie genutzt werden.
Wer ein Smartphone besitzt, braucht sich also im Grunde genommen gar kein zusätzliches Telefon mehr für die Festnetztelefonie zulegen - denn über die WLAN-Verbindung zum Router wird das Handy zum Festnetztelefon.

(Der Unterschied zur Telefonie über einen externen SIP-Provider besteht darin, dass hier der eigene DSL-Router als SIP-Server dient. Das mit ihm verbundene mobile Endgerät baut beim Telefonieren also keine Verbindung zu einem externen, über das Internet erreichbaren SIP-Server auf.)


Bringt man die zwei Features (SIP-Telefonie über Apps und die VPN-Funktion) zusammen, so liegt die Auslands-Telefonielösung auf der Hand: Man wählt sich unterwegs via VPN auf dem heimischen Router ein und telefoniert dann (egal von wo) mithilfe einer App über die eigene Festnetzrufnummer. Somit fallen (wenn man am heimischen Anschluss eine Telefonflatrate gebucht hat) keine zusätzlichen Kosten an.

Prinzipiell ist dieses Vorgehen mit sehr vielen Routern möglich. Besonders erwähnenswert sind aus meiner Sicht aber die (weitverbreiteten) Fritz!Box-Router des Berliner Herstellers AVM. Die Administrationsoberfläche der neueren Modelle (bzw. Firmware-Versionen) ermöglicht die Konfiguration von VPN-Tunneln und zeigt auch direkt an, welche Einstellungen man am Smartphone vornehmen muss, um sich mit dem VPN zu verbinden.
Ist man direkt (über WLAN) oder mittels VPN mit der Fritzbox verbunden, kann man die App "Fritz! App Fon" benutzen, um mit dem Smartphone oder Tablet auf die Fritz!Box zuzugreifen, sie zu verwalten, und auch, um über dieselbige zu telefonieren. (Alternativ zur "Fon"-App, kann man auch, wie oben umrissen, händisch ein neues IP-Telefon in der Fritz!Box anlegen und den SIP-Log-in in CSipSimple eintragen.)

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die Fritzbox-Lösung recht gut funktioniert - jedenfalls solange man in einem stabilen WLAN verbunden ist. Ist dies nicht der Fall, gibt sich die App oft störrisch. Über die "herkömmliche" Internetverbindung des Smartphones lässt sich zwar in der Regel eine VPN-Verbindung zur Fritz!Box herstellen (es sei denn, man hat einen Provider, der das verhindert), das "App Fon" findet dann aber meist die Fritz!Box nicht oder lässt keine Telefonieverbindungen zu. (Hinweis: Damit das Fritz! App Fon auch über mobile Breitband-(VPN)-Verbindingen funktioniert, muss man in den Einstellungen unter "Erweitert" den Haken "In allen Netzen" aktivieren.)

Fazit

Es gibt eigentlich fast immer eine Möglichkeit kostenlos oder preiswert, egal von wo, über das Internet zu telefonieren.
Wer einen halbwegs vernünftigen Router hat, sollte sich vor allem die VPN-Lösung anschauen. Diese ist (wenn die Rahmenbedingungen stimmen) kostenlos und sicher und hat den Vorteil, dass man keine zusätzliche Rufnummer braucht. Außerdem lässt sich die einmal eingerichtete VPN-Verbindung auch für viele andere Online-Aktivitäten verwenden, bei denen man von außen auf sein privates Netzwerk zugreifen muss.

Geschnatter

15 Kommentare, selbst mitschnattern << < Seite 3/3 > >>
Anja, am 24.12.2017 um 17:10 Uhr
Gute Hinweise. Vielen Dank dafür!